Seissen, a city of bread baking tradition

By Wolfgang Doster

Summary of the interview with Mrs. Rüd, spokeslady of Seissen and the baking house in Seissen and Head of the Rural Women’s Association Seissen conducted on 4th July 2017.

Seissen was first mentioned in records in 1085 as a donation to the monastery of Blaubeuren. Located on the Swabian Alb, Seissen is a town which has always made up a good basis of life with natural water sources and an ideal crop area although nowadays the water is drawn from the Alb water supply.

Earliest evidence of a village baking oven date back to the 16th century.

Two years ago, the baking house was being restored by financial EU support. The new ovens were being rebuilt traditionally and function perfectly (still without electricity and only with brushwood).

The baking oven gives local families an opportunity to bake their own bread. 50 to 60 people regularly use the two ovens.

Families who want to bake meet the baking house lady at the baking house on Fridays at 12. She has a register and collects the baking fee. If there are more interested people than slots a dice will be tossed to decide who will use the oven at certain times.

Everybody brings bunches of brushwood, their tools and dough and bakes their bread and buns in the two big wood burning ovens available. Also, platz (some kind of pizza) with onions, bacon, greaves and cumin or sweet with currant or sugar but also brioche buns and Christmas pastry can be baked.

The baking house lady (employed by the parish) takes care of a regulated process, empties the ash pan and pays heed to cleanliness and tidiness in the baking house.

In Seissen, everyone brings their own tools for baking. Those are devices with handles as long as the oven is deep which have a long tradition. Kruck, hudelwisch, oven peels, bowls and charger plates for buns as well as brass brooms are being needed. An infra-red measurement device for temperature control is a modern appliance at disposal. Experienced bakers can tell from the colour of the grog stone if the temperature suffices. Also, temperature can be estimated with newsprint being put in the oven for a short time.

For 45 years, there has been a tradition in Seissen to organize a baking house feast in early summer (on the first weekend in July) which so far has taken place 42 times. Lots of local citizens participate and in the very baking house there are 50 to 60 people in action.

From the baking house, approx. 800 breads and different platzs (pizzas, savoury or sweet) are being offered and sold. The local music club and chummy music groups play. Thousands of visitors come from the surrounding area.

The bread baking skills are often imparted to youngsters and newcomers in town. However, in the last years, the number of regular bakers has decreased. It’s not just convenience or lack of time. In the rural housing developments there is a shortage of space to store wood and brushwood but also tools which are the preconditions of baking in the wood burning oven.

The Seissen baking ovens were being restored with EU aid money. The parish is responsible for the preservation. The preceding ovens have served for 90 years. The only thing that has to be renewed in the meantime are the grog stones on the bottom of the oven. Costs for the chimney sweeper and baking house lady are covered by the baking fees.

Spokeslady Mrs. Rüd has a consolidated knowledge of the history of the baking house and the local traditions and customs. She shares this knowledge with the interviewers. By a fluke, in the morning of our visit the ovens are still warm from the feast and two families from Seissen use them to bake bread. In the first run, the temperature in the oven is being raised again and then visitors can watch the different doughs put into shape by the women being dumped into the oven. First many platzs with different toppings: savoury and sweet. The visitors were also allowed to withdraw the first samples fresh from the oven and then 30 breads. It was an informative morning on the culture of bread baking now and then.

Seissen, eine Stadt der Brotbacktradition

Von Wolfgang Doster

Zusammenfassung des Interviews mit Frau Rüd, Ortsvorsteherin von Seißen und des Backhauses in Seißen sowie Vorsitzende des Landfrauenvereins Seißen am 04.07.2017.

Seißen wurde erstmals 1085 urkundlich als Schenkung an das Kloster Blaubeuren erwähnt. Seißen ist ein Wohnort auf der schwäbischen Alb, der durch natürliche Wasserquellen und sehr günstige Anbauflächen für die Landwirtschaft immer schon eine gute Lebensgrundlage bietet, auch wenn heute das Wasser über die Albwasserversorgung bezogen wird. Früheste Hinweise auf einen Dorfbackofens gab es bereits im 16. Jh.

Vor zwei Jahren wurde das Backhaus mit Unterstützung von EU-Geldern gerichtet. Die neuen Öfen wurden wieder traditionell erstellt und funktionieren bestens, nach wie vor, ohne Strom und nur mit Büschelesreisig.

Der Backofen gibt den Familien im Ort die Möglichkeit, ihr eigenes Brot zu backen. 50-60 Leute nutzen regelmäßig die zwei Öfen.

Familien, die backen wollen, treffen sich freitags um 12 Uhr am Backhaus zum „Bachalosa“ mit der Backhausfrau. Diese führt eine Liste und kassiert die Backgebühren. Gibt es mehr Interessenten als Zeitmöglichkeiten, wird mit Würfeln ausgelost, wer zu welcher Zeit den Ofen nutzen darf.

Jeder bringt seine Reisigbüschel, seine Gerätschaften und seinen Teig selbst mit und backt in den zwei zur Verfügung stehenden großen Holzöfen sein Brot und seine Wecken, aber auch Platz (eine Art Pizza) mit Zwiebeln, Speck, Grieben, Kümmel, oder süß mit Johannisbeeren, oder Zucker, aber auch Hefezopf und zur Weihnachtszeit Weihnachtsgebäck.

Die Backhausfrau, von der Gemeinde angestellt, sorgt für einen geregelten Ablauf, leert den Aschenkasten und achtet auf Sauberkeit und Ordnung im Backhaus.

Das Werkzeug zum Backen bringt in Seißen jeder selbst mit. Es sind Gerätschaften mit Stielen, so lang wie der Ofen tief ist, die eine lange Tradition haben. Kruck, Hudelwisch, Brotschieber, Einleibschüssel und ein Einleibschüsselchen für Wecken, sowie ein Messingbesen werden benötigt. Als modernes Hilfsmittel steht ein Infrarotmessgerät zur Temperaturkontrolle zur Verfügung. Erfahrene Bäcker sehen jedoch an der Farbe des Schamottesteins ob die Temperatur ausreicht. Auch mit kurz in den Ofen eingelegtem Zeitungspapier kann die Temperatur abgeschätzt werden.

Seit bereits 45 Jahren gibt es in Seißen  die Tradition, im Frühsommer (am ersten Juliwochenende) ein Backhausfest zu machen, es wurde bisher 42 Mal durchgeführt. Dabei sind sehr viele Dorfbewohner beteiligt, allein in Backhaus sind  50-60 Leute im Einsatz.

Aus dem Backhaus werden ca. 800 Brote und verschiedene Platze (belegte Teigplatten salzig oder süß) angeboten und verkauft. Es spielen der örtliche Musikverein und befreundete Musikgruppen. Aus der Region kommen tausende Besucher/-innen

Das Wissen um die Brotbackkunst wird  gerne und bei diversen Anlässen an die Jüngeren und auch Neubürger weitergegeben. Dennoch sind es in den vergangenen Jahren weniger geworden, welche regelmäßig backen. Es sind nicht nur Bequemlichkeit oder Zeitmangel, in den Neubausiedlungen auf dem Land fehlt der der Platz um Holz und Büschele, oder auch die Gerätschaften zu lagern, was ja die Voraussetzungen sind, um im Holzbackofen backen zu können.

Die Seißener Backöfen wurden mit Hilfe von EU-Fördermitteln saniert. Für den Erhalt ist die Gemeinde verantwortlich. Die Vorgängeröfen haben 90 Jahre lange ihren Dienst getan, das einzige war zwischendurch erneuert werden muss, sind die Schamotteplatten der Ofenböden.
Die Kosten für den Kaminkehrer und die Backhausfrau werden von den Backgebühren gedeckt.

Frau Rüd als Ortsvorsteherin hat ein fundiertes Wissen über die Geschichte des Backhauses, die Traditionen und Gebräuche im Ort und lässt die Befragenden an ihrem Wissen teilhaben. Durch einen glücklichen Zufall werden  am Morgen unseres Besuchs die noch vom Fest warmen Öfen von zwei Familien aus Seißen genutzt, um Brot zu backen. Im ersten Vorgang wird der Ofen noch einmal hochgeheizt und dann können die Besucher/-innen zuschauen, wie die verschiedenen Teige, die von den Frauen zubereitet worden sind, geformt in den Ofen geschoben werden, zunächst viele Platzete mit verschiedenen Auflagen: herzhaft bis süß,  und sie durften auch die ersten Kostproben frisch aus dem Ofen entnehmen, dann 30 Brote-  war ein sehr anschaulicher Vormittag über die Kultur des Brotbackens früher und heute.